utopia – 10: erwachsen sein

[Dieser Beitrag gehört zum Roman „Utopia“. Der Roman erscheint im Blog in loser Reihenfolge. Der Beginn findet sich hier.]

Als Noë wieder zu sich kam, befand sie sich in einem hellen Raum mit weichem Teppich und mit einem Blumenstrauss auf dem Tisch. Sie lag auf einem Sofa, unter einer Decke und fühlte sich erholt. Ruhig und ausgeschlafen.

Ausgeschlafen? Sie erinnerte sich, wie sie früher aus ihrem Mittagsschlaf erwacht war. Wie die Sonne schien und es hell war und sie sich wohlig in ihre Decke kuschelte. Schlaf. Am Abend wollte sie gar nichts in Bett gehen. Aber ihre Mutter und ihr Vater waren unerbittlich. Sie hatten sie ins Bett gebracht. Und hatten ihr Geschichten vorgelesen. Der Maulwurf. Ihre Eltern hatten ihr die Geschichte vom Maulwurf vorgelesen. Sie erinnerte sich. Aber jetzt war sie erwachsen und sie konnte ja jetzt auch selber lesen. Und ihre Eltern? Wo waren die abgeblieben? Für einen Moment war sich Noë nicht sicher, ob man als erwachsene Person überhaupt noch Eltern hat. Und sie konnte sich auch überhaupt nicht an die Eltern erinnern, wusste nicht, wie die ausgesehen hatten.

Noë richtete sich auf dem Sofa auf und guckte sich um. Der Raum war überschaubar aber nett. An der Wand hinter dem Sofa befand sich ein Regal mit einigen Büchern. Daneben gab es eine Türe, die offen stand. Sie führte in eine kleine Küche mit einem winzigen Tisch. Neugierig erkundete Noë die neue Umgebung. Da stand ein Kühlschrank. Vorsichtig öffnete sie ihn und erblickte etwas Käse, Fleisch und Butter. Eine Flasche Milch. Zwei kleine Zucchini. Und auf dem obersten Regal stand ein Schälchen mit blauen Beeren. Verstohlen nahm sie eine davon und steckte sie sich in den Mund.

In einem weiteren Raum fand sie ein Bett und einen Schrank mit einigen Kleidungsstücken. Daneben befand sich ein kleines Bad. Eine Einrichtung, an die sie sich jetzt wieder genau erinnern konnte. Früher hat sie mit ihren Eltern auch in einer Wohnung gewohnt mit einer Stube, einer Küche und einem Bad. Sie hatte auch ein Zimmer gehabt mit einem Bett. Das war aber lange her. Und in letzter Zeit. Sie erinnerte sich noch ziemlich deutlich an die Bibliothek und ihren Sessel dort. Kein Bett, keine Küche, kein Bad. Und davor… Sie wusste, dass sie davor auch noch irgendwo gewesen sein musste. Aber sie konnte sich nicht erinnern. Nur das Bild des Maulwurfs kam ihr wieder in den Sinn. Der Maulwurf, der sich vor dem Milchmann fürchtete. Er schien irgendwie nicht in die Welt zu passen.

Als sie zurück ins Wohnzimmer kam, sah sie etwas auf dem Tisch liegen: eine Zeitung. Das ist ein grosses Papier, das die Erwachsenen lesen. Aber sie war ja erwachsen. Sie lebte in einer eigenen Wohnung. Sie musste also erwachsen sein. In ihrer Erinnerung sah sie kurz ihr Spiegelbild. Ja, sie war erwachsen. Also setzte sie sich an den Tisch und schlug die Zeitung auf. Zunächst konnte sie sich kaum orientieren und entscheiden, wo sie mit Lesen beginnen sollte. Aber dann schien ihr ein Artikel irgendwie golden zu glänzen. Und magisch angezogen begann sie da zu lesen.


23. April 2016
Nachhaltiger Erfolg der Klimakonferenz in Paris

Die Klimakonferenz Ende des letzten Jahres in Paris hat nach jahrelangem Zögern endlich einen Durchbruch für den globalen Klimaschutz gebracht. Gelungen ist dies, weil endlich auch die wirtschaftlichen Faktoren angemessen berücksichtigt wurden: Es handelt sich um einen Klimaschutz zu den finanziell günstigsten Konditionen.

Der Klimawandel lasse sich nicht mehr leugnen, sagt ein führendes Staatsoberhaupt. „Wir zeigen Verantwortung und führen jetzt eine globale Dekarbonisierung durch.“ Über 200 Länder waren im Dezember letzten Jahres zur Klimakonferenz nach Paris angereist und hatten aktiv an der ersten weltweiten Vereinbarung mitgearbeitet, um gemeinsam gegen die Klimaerwärmung vorzugehen. Gemeinsam haben sie beschlossen, den CO2-Ausstoss zu verringern, also die fossilen Brennstoffe (vorwiegend Öl und Kohle) zu reduzieren.

Tatsächlich handelt es sich beim Pariser Abkommen nicht um einen bindenden Vertrag. Die einzelnen Ländern können selber entscheiden, ob und welche Massnahmen sie zur CO2-Reduktion veranlassen. Bei gewissen Ländern steht das Versprechen bereits wieder auf der Kippe. Insbesondere bei personellen Wechseln in den Regierungen kann der Entscheid schnell wieder umgeworfen werden. Denkbar ist in manchen Ländern sogar, dass Industrie und politische Opposition rechtliche Schritte gegen die Einschränkung fossiler Brennstoffe ergreifen werden.

Schwierig ist auch die Lage von Drittweltländern: Sie verfügen weder über die Technologien noch über die notwendigen finanziellen Ressourcen, um die Massnahmen überhaupt umsetzen zu können. Viele fordern darum einen zeitlichen Aufschub oder um Subventionen aus den reichen Ländern für entsprechende Entwicklungshilfe.

Was ist überhaupt der Klimawandel?

Es besteht bis heute keine Einigkeit darüber, ob es den vom Menschen gemachten Klimawandel überhaupt gibt. Eine Klimaveränderung lässt sich aber grundsätzlich erkennen, beispielsweise in vermehrten Unwettern, im Schwund der Gletscher und an Dürreperioden. Das alles weist darauf hin, dass das Klima wärmer wird. 2015 war das bisher wärmste Jahr seit Beginn der Messungen.

Befürworter der These einer menschlich verursachten Klimaerwärmung führen vor allem an, dass die Erderwärmung seit der industriellen Revolution, also seit der massenhaften Verbrennung fossiler Ressourcen, unverhältnismässig angestiegen ist und dass darum die Menschen massgeblich verantwortlich sind für die aktuellen Klimaveränderungen. Gegner dieser These führen ins Feld, dass ein einziger Vulkanausbruch auf einen Schlag viel mehr CO2 freisetzt, als die ganze Menschheit in einem Jahr. Andere können die Erwärmung gar nicht nachvollziehen, insbesondere nicht, wenn sie in verregneten Sommermonaten in ihren Häusern sitzen. Es gibt aber vermehrt auch Betroffene von Umweltschäden, welche Naturkatastrophen auf die Klimaerwärmung zurückführen und selber aktiv werden.

So hatte beispielsweise der Jahrhundertsturm Lothar am 25. Dezember 1999 viele Leute aufgerüttelt: Damals waren Sturmböen von bis zu 272 km/h durch Zentraleuropa gefegt. Der Sturm selber und die folgenden Aufräumarbeiten haben insgesamt 110 Todesopfer gefordert. Es gab grosse Schäden an Gebäuden und Infrastruktur, vor allem an Stromleitungen und an Fahrleitungen des öffentlichen Verkehrs. Die Versicherungssumme belief sich auf mehrere hundert Millionen Euro.

Viele der damals Betroffenen sind auch jetzt noch beeinflusst. Die Witwe eines damals zu Tode gekommenen Forstwarts hat einen Verein gegründet, der aktiv versucht, die Bevölkerung auf die Klimaveränderungen zu sensibilisieren und das Verantwortungsbewusstsein der Menschen zu stärken. „Es geht nicht nur um uns, es geht um unsere Kinder und Grosskinder“, sagt sie. Nach dem Unwetter musste sie ihre halbwaise Tochter alleine grossziehen. Diese engagiert sich mittlerweile selber aktiv für den Klimaschutz.

Lösungen aus der Krise

Neben der Reduktion der CO2-Emissionen sehen innovative Köpfe Lösungen, welche die Wirtschaft nicht gefährden, weil sie den effektiven Verbrauch von fossilen Brennstoffen nicht antasten. Die fossilen Brennstoffe aufzugeben, bevor alle Ressourcen vollständig ausgeschöpft seien und dafür den wirtschaftlichen Profit zu opfern sei lächerlich, sagt ein Industrievertreter. Wissenschaftlerinnen und Ingenieure arbeiten an der Entwicklung von Anlagen, welche das CO2 aus den industriellen Abgasen filtern und in die Erde zurück pumpen. Andere forschen an Vorrichtungen, welche das Sonnenlicht von der Erde wegreflektieren. Auch so lasse sich die Klimaerwärmung effizient verringern.

Zoologinnen und Verhaltensforscher haben ausserdem Tiere in der Arktis genauer unter die Lupe genommen. Sie haben festgestellt, dass Walrosse vom Eis aufs Land übergesiedelt sind. „Wenn Walrosse dazu fähig sind, sich an neue Gegebenheiten anzupassen, dann ist es der Mensch mit Sicherheit auch.“

Politikerinnen und Politiker halten das Kyotoprotokoll für gescheitert. Sie geben dem Umstand die Schuld, dass viele Projekte zur Verminderung der CO2-Emissionen wegen des Preiszerfalls nicht rentabel sind. Die Wirtschaftlichkeit des Klimaschutzes muss in Zukunft mehr beachtet werden. Gerade darum werten sie das Pariser Abkommen als vollen Erfolg.

Pariser Abkommen: Wie es weiter geht

Der Generalsekretär der vereinten Nationen nannte den Ausgang der Klimakonferenz letztes Jahr einen historischen Erfolg. Heute haben 175 Staaten – so viele wie nie zuvor – das Klimaabkommen in New York unterzeichnet. Sie sind eigens dazu aus der ganzen Welt angereist um ein symbolisches Zeichen zu setzen für den Kampf gegen den übermässigen CO2-Ausstoss. >vwb<

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