utopia – 43: die zeit, in der das wünschen wieder hilft

[Dieser Beitrag gehört zum Roman „Utopia“. Der Roman erscheint im Blog in loser Reihenfolge. Der Beginn findet sich hier.]


wünsch dir was. wünsch dir was. ich wünsch dir was. ich wünsch mir was. was wünsch ich mir.
gut über böse? gelenktes schicksal? ewigkeit? vergebung? gleichberechtigung? gerechtigkeit? friede? freundschaft? liebe? dass die sonne sich um uns dreht?
wünsch dir was. wünsch dir was. wünsch dir was.

„ Etwas Regenwasser ist unter die Plane gelaufen. Ich fürchte, die Karotten können wir nicht mehr essen. Ich habe zwei retten können.
„ Dieser Regen… Früher…
„ Es wird alles gut, Grossmutter. Es wird alles gut. Der Regen ist schon viel weniger schlimm als noch vor zwei, drei Jahren.
„ Ich wünsche es mir für dich.
„ Willst du mir von Noë erzählen? Und von deinem Plan? Ich möchte aber nicht, dass du dich zu viel aufregst. Du musst dich immer noch schonen!
„ Ich erzähle dir gerne von Noë. Und du hast an der nächsten Phase einen grossen Anteil! Ich habe Noë nämlich immer wieder Texte geschickt über die Welt. Aber sie konnte gar nichts mit denen anfangen. Sie konnte die Informationen nicht verarbeiten. Und dann hast du irgendwann einmal gesagt, dass man Informationen nur mit Gefühl verarbeiten kann.
„ Ja, ich erinnere mich. Wir sassen am Küchentisch und wir haben darüber diskutiert, was eigentlich „verstehen“ bedeutet.
„ Genau. Bei den Eingezellten wurden durch die Drogen ja eben Gefühle unterdrückt. Das war einerseits gut, sonst wären sie wahrscheinlich einfach gestorben. Andererseits konnten sie sich so auch nicht weiterentwickeln. Das war zwar auch im Sinne von SIN-GL Ing., aber nicht unbedingt in unserem Sinn.
„ Die Aktivisten sollten aber die Eingezellten schon befreien, oder?
„ Ja, das wollten sie. Und wollen es immer noch. Aber so, dass die Menschen überleben. Und das braucht halt Zeit. Ich habe angefangen, mit Gedichten zu experimentieren. Ich habe Noë Texte geschickt von mir und auch von ihrer Mutter. Gedichte und Gedanken. Ich wollte ihre Gefühle stimulieren.
„ Und es hat funktioniert!
„ Ja, es hat funktioniert. Allerdings erst, nachdem wird die Drogen runterfahren konnten. Als SIN-GL Ing. zusammengebrochen ist, hatten wir mehr Freiheiten. Einerseits, was das Hacken angeht, andererseits aber auch in den Bunkern. Die Einzellungsgesellschaft wollte die Eingezellten einfach ihrem Schicksal überlassen. Da haben die Aktivisten eingegriffen und übernommen. Sie versuchen den Status Quo aufrecht zu erhalten, das heisst, sie versorgen die Nährungszellen weiterhin mit Nahrung und Medikamenten. Sie versuchen auch die VR aufrecht zu erhalten. Aber es ist schwierig. Viele Welten haben angefangen zu zerfallen. Von einer CFM haben wir dann erfahren
„ CFM?
„ CFM sind Community Friends Manager. Sie sind oder waren in VR, wussten aber, dass sie sich in einer virtuellen Realität befinden. Sie waren dafür verantwortlich, die Eingezellten in einer passenden Welt unterzubringen. Sie konnten das technisch nicht selber machen, aber sie haben sich mit den Eingezellten unterhalten und dann entsprechende Meldungen an das Controllingcenter gemacht. Dieses hat sich nicht in VR befunden. Es hat nicht nur die Eingezellten in die verschiedenen Communities versetzt, es hat auch die einzelnen Communities oder eben die verschiedenen Welten unterhalten. Programmfehler behoben, die Programme geflickt und in Stand gehalten.
„ Die Programme können kaputt gehen… Ach so ist das…
„ Die ehemalige CFM hat uns erklärt, wie das alles funktioniert. Auch das mit den Drogen: Sie musste ja wissen, dass sie sich in einer VR befand. Darum hatte sie keine oder weniger Drogen erhalten. Und darum konnte sie dann auch klarer nachdenken und Entscheidungen fällen. Sie hat dann den Tipp gegeben, dass wir bei Noë die Drogen langsam reduzieren sollten. Dann würden die Gefühle nicht mehr so stark unterdrückt und sie könnte die Informationen besser verarbeiten. Es war einen Versuch wert.
„ Du bist also zu ihr, du hast sie also gesehen?
„ Nein, Alvina hat das gemacht. Sie lebt in der Stadt. Aber sie hat mich einmal hier auf dem Land besucht.
„ Ja, ich erinnere mich. Ich war noch sehr klein. Aber ich erinnere mich. Ich habe euch belauscht, aber ich habe nichts verstanden von dem, was ihr erzählt habt

zurück | weiter

Immer, wenn ich ein neues Kapitel zum Utopia-Projekt veröffentliche, verschicke ich ein Benachrichtigungsmail. In der Seitenleiste links kann man sich dafür einschreiben.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.